20 Jahre Prager Botschaft: Menschlichkeit im Chaos
20 Jahre Prager Botschaft: Menschlichkeit im Chaos
Die Menschen waren euphorisch, erleichtert und voller Freude über ihre neue Freiheit, es war einmalig, erinnert sich Rotkreuz-Präsident Dr. Rudolf Seiters an die Ereignisse in der Prager Botschaft am 30. September 1989. Als Kanzleramtsminister stand er damals an der Seite des Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher, als dieser die Ausreisegenehmigung verkündete. 5.000 DDR-Bürger hatten tage- und wochenlang auf dem Gelände der Deutschen Botschaft in Prag ausgeharrt, um aus der DDR zu fliehen. Das Deutsche Rote Kreuz war als einzige Hilfsorganisation vor Ort.
Die ersten Flüchtlinge hatten sich bereits Mitte August in der Prager Botschaft einquartiert. Binnen kürzester Zeit war die Zahl der Menschen gewachsen und damit auch die Schwierigkeit, sie zu versorgen. Die Flüchtlinge kletterten ohne Hab und Gut über den Zaun, alles war überfüllt und die hygienischen Zustände waren schlimm', sagt Rudolf Seiters. Das Deutsche Rote Kreuz versorgte die Flüchtlinge deshalb mit Essen und Unterkünften, es stellte sanitäre Anlagen und medizinische Versorgung zur Verfügung.
Das Vertrauen der Flüchtlinge in das DRK hat mich am meisten beeindruckt, sagt Waltraut Schröder. Sie war damals Einsatzleiterin des DRK in der Prager Botschaft. Die Menschen haben sich einfach in unsere Hände begeben, auch wenn die Zukunft für alle ungewiss war.
Nicht nur in Prag war das Deutsche Rote Kreuz vor 20 Jahren im Einsatz. Die größte Hilfsorganisation Deutschlands betreute auch in Warschau tausende Flüchtlinge. Über 10.000 Helfer kümmerten sich bundesweit in mehr als 100 Aufnahmestationen um DDR-Umsiedler.
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